Anekdote – Das Mauchenheimer Holzrecht

Der Edenborner Hof bei Kirchheimbolanden bestand aus zwei Höfen, von denen einer dem Kloster Bolanden und der andere dem Grafen von Nassau gehörte (1425). Den Klosterhof erwarb die Gemeinde Mauchenheim und forstete das Feld auf. Fürst Karl Christian ärgerte sich über den schlechten Wald, der nur aus Kiefernkrüppel bestand, und schloss deshalb mit den Mauchenheimern einen Vertrag. Jeder männliche Bürger erhielt jährlich aus den fürstlichen Wäldern einen bestimmten Teil Brennholz, dafür trat Mauchenheim dem Fürsten seinen Hofteil ab. Dieses Holzrecht, das 1577 zustande kam, wird noch heute von den Bürgern der Gemeinde genutzt und gilt solange Sonne und Mond bestehen.

Mauchenheim innerorts Kartenausschnitt

Evangelische Kirche St. Remigius

Evangelische Kirche St. Remigius in Mauchenheim

Mauchenheim

Das ursprünglich pfälzische Dorf mit heute etwa 1.000 Einwohnern gehört erst seit der Verwaltungsreform 1969 zu Rheinhessen. In der Gemarkung werden ca. 80 ha Weinberge und ca. 800 ha Ackerland bewirtschaftet. Bereits die Römer ließen sich hier nieder; auf Luftaufnahmen konnten Archäologen vier villae rusticae erkennen.

Das zur Zeit der Franken entstandene Mauchenheim wurde 867 erstmals in der Stadtchronik von Worms erwähnt. Im frühen 12. Jahrhundert wurde die Herrschaft von Mauchenheim geteilt, der Süden fiel an die Herren von Bolanden, der Norden an die Pfalzgrafen (später “Kurpfalz”). Ab 1579 gehörte das Dorf zum kurpfälzischen Oberamt Alzey. Im 12. bis 16. Jahrhundert wurde das Erscheinungsbild der Gemeinde durch die beiden Zisterzienserinnenklöster Sion (1247 bis 1566) und Paradeis, sowie seine drei Mühlen geprägt.

Heute bietet das Kneippen an den restaurierten Mauerresten des Klosters Sion in den Weinbergen ein besonderes Erlebnis. In der Zeit des 30-jährigen Krieges erlebte Mauchenheim eine schlimme Zeit. Dreimal wütete nachweislich die Pest im Dorf. Die Entvölkerung im 17. Jahrhundert zeigt sich auch an den von ihren Einwohnern verlassenen Weilern zwischen Mauchenheim und Orbis, Annenfeld, Steinhausen und Braunhausen. Die Kirchenbücher verzeichnen ab 1660 eine starke Zuwanderung aus dem Niederrheinischen, 1785 lebten in Mauchenheim wieder 98 Familien mit 485 Personen. Es gab 69 Häuser, die Kirche und eine Schule.

Nach dem Frieden von Wien wurde die Gemeinde als Grenzdorf dem Königreich Bayern zugeteilt, die umliegenden Gemeinden Offenheim, Weinheim, und Freimersheim gehörten zum Großherzogtum Hessen, was heute noch Grenzsteine entlang des Geschichtsweges bezeugen.

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