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Die Mühlen von Mauchenheim

Die Mühlen von Mauchenheim sind ein Stück Vergangenheit, auch wenn sich die Mühlräder nicht mehr drehen.

Die Krebsmühle

Außenansicht der Anhäusser Mühle
Die Krebsmühle lag oberhalb von Mauchenheim Richtung Morschheim; sie gehörte dem einstigen reich begüterten Kloster Sion, das gegenüber auf der Anhöhe lag und von dem außer zahlreichen Urkunden nur noch eine Mauer erhalten ist. Diese Mauer wurde ab dem Jahre 1998 von Mauchenheimer Bürgern restauriert und mit einer Kneipp-Anlage ausgestattet. Möglicherweise stammt der Name Krebsmühle von dem Gewannename Krebsäcker.

Diese Mühle wird in den Kirchenbüchern von Mauchenheim nicht erwähnt, dagegen findet man ihn in den Kirchenbüchern von Offenheim, das einst zur Hälfte zum Kloster Sion gehörte. Am 2. Juli 1784 wurde das Kind Maria Sibilla, die Tochter der Anna Maria, Ehefrau des weggelaufenen Heinrich Arm, geboren. Die Mutter war eine geborene Neidlinger aus der Krebsmühle, Tochter des verstorbenen Krebsmüllers, Philipp Frantz Neidlinger.

Auch 1800 wurde die Mühle noch einige Male in den Kirchenbüchern von Offenheim genannt. Heute ist der Name Krebsacker und an der Krebsmühle nicht mehr zu finden; dem Wanderer und Radfahrer begegnet auf dem Selztalradweg heute ein Mühlstein und eine Hinweistafel zur Mühle.

Die Kalbsmühle

Auf dem Weg nach Alzey liegt an der Selz die Hofanlage zur Kalbsmühle. Sie wurde oft in den Kirchenbüchern von Mauchenheim erwähnt. Ihren Name hat sie wohl von dem Erbauer, Peter Kalbsmüller. Die nachfolgenden Besitzer, insgesamt 19 bis hin zu Familie Schmahl, bezeichneten sich alle als Kalbsmüller. Auch der oberhalb liegende Kalbsberg hat wohl seinen Namen davon. Die Mühle wurde am Karfreitag, den 20. April 1962, durch ein Hochwasser zerstört; die Reste stammen aus der Zeit um 1700, wie ein Ziegel mit der Jahreszahl 1712 , der sich im Landesmuseum Speyer findet, zeigt.

Die Nachkommen des letzten Besitzers, Georg Schmahl, wohnen heute oberhalb in einem Neubau; die Mühle befindet sich in Privatbesitz. Aus den Kirchenbüchern geht hervor, dass viele verwandtschaftliche Beziehungen bestanden zwischen der Kalbsmühle und der im Dorf gelegenen Klostermühle des Klosters Paradies, der Alexandermühle. Peter Kalbsmüller wurde bereits 1574 in den Akten des Klosters Sion genannt, häufig tauchte er auch als Pate auf. 1592 wurde er begraben, seine Frau Gertrud starb 1602, nachdem sie in zweiter Ehe mit einem Mann namens Gülcher aus Kriegsfeld verheiratet war.

Mühlstein in Mauchenheim

Die Gülchers stammten aus dem Jülicher Land. Eine Tochter Otilia heiratete Stephan Bayer, der sich dann auch Kalbsmüller nannte. Nach Matheiß Brehmer übernahm Daniel Braun die Mühle, er war der Bruder des Kurpfälzischen Schaffners im Kloster Sion. Beide kamen 1602 aus Pfeddersorginalheim nach Mauchenheim. Fünf Kinder ließ Augustin Thilmann von 1606 bis 1613 taufen. Caspar Holtzmann, sein Nachfolger, war auch Müller in der im Dorf gelegenen Alexandermühle. In der Zeit der Gegenreformation, als auch Mauchenheim katholisch war, zog er wegen der Spanier fort und kam erst 1632 zurück und heiratete Otilia, die Witwe des Müllers Peter Stengel aus der Alexandermühle.

Das Kirchenbuch nennt 9 Kinder aus der Ehe, von denen die meisten an der damals wütenden Pest starben. Weitere Müller von denen wir wissen, sind uns durch die Taufen bekannt: Peter Scheffer, Theobald Melius, Hans Stumpf von Alsfeld und sein Sohn Daniel und Hans David Schneider. Hans David Schneider wollte 1665 die Mühle kaufen und bat laut Urkunden (im Landesarchiv Speyer) um Überlassung der Kaufrechte. Nachfolger waren Hans Philipp Weber, Marcus Wagner und Johann Bernhard Marschhäuser. Letzterer wurde 1682 nur als Müller bezeichnet, er muss aber in der Kalbsmühle gewesen sein, da zur gleichen Zeit Peter von der Awen in der Alexandermühle war. Im Jahr 1698 ließ der Kalbsmüller Johann Michael Freymüller seine Tochter Catharina Regina taufen, die er im Alter von nur 2 Jahren zu Grabe trug.

1705 heiratete Müllermeister Peter Böhmer, Sohn eines Pfarrers zu Lautenbach, die Tochter des Churpfälzischen Hühnerfängers Peter von der Awen aus der Alexandermühle. Nach Johann Wilhelm Cappus und Mattheis Hofmann und dessen Sohn Johannes kam die Familie Schmahl in die Kalbsmühle. Johann Schmahl aus Essenheim heiratete 1769 eine Tochter des Müllermeister aus der Alexandermühle, Georg Daniel Anhäuser. Er wurde später Johann I. genannt Seine Nachkommen wohnten fast 200 Jahre in der Kalbsmühle. Johann Schmahl II. heiratete eine Frau vom Sulzhof bei Ransweiler, Johann Schmahl III . und Adam Schmahl holten sich Ihre Frauen aus der Neumühle bei Essenheim. Der Mahlbetrieb wurde 1900 aufgeben, Georg Schmahl wandelte die Mühle in einen landwirtschaftlichen Betrieb um.

Die Alexandermühle

Diese Mühle, im Dorf an der Selz gelegen, ist als Paradies- oder Klostermühle oder auch als Katharinenmühle, jetzt als Anhäusermühle, bekannt. Bis 1715 wurde sie in den Kirchenbüchern als Alexandermühle nach dem Gründer bezeichnet. Ab dann ist sie als Anhäusermühle bekannt, bis sie 2003 verkauft wurde. 1904 wurde der Mahlbetrieb eingestellt, es war eine Getreide- und Ölmühle. Auch diese Mühle wurde bei dem Hochwasser im Jahre 1962 stark beschädigt; das Wohnhaus war nicht mehr bewohnbar und der damalige Besitzer Heinrich Anhäuser baute an der Hauptstraße ein neues Wohnhaus.

Die Mühle existierte mit Sicherheit schon um 1550, da Alexander Räder sie im Jahre 1602 seinem Schwiegersohn übergab. Als Erbbestandsmühle hatte sie 1705 neun Morgen und musste 16 Malter Korn an das Kloster Sion liefern. Reste der Mühle sind noch heute zu besichtigen. Alexander Räder war wohl der Gründer der Mühle, häufig wurde er als Taufpate erwähnt. Er starb 1605 als Unterschultheiß und Gerichtsmann zu Mauchenheim. Drei Jahre zuvor übergaben er und seine Frau Katharina die Mühle an ihren Schwiegersohn Hauprich Bauer und seiner Frau Elisabeth geb. Räder. Katharina Räder heiratete nach dem Tod ihres Mannes den verwitweten Pfarrer von Mauchenheim, Heinrich von Dalem.

Am 15. Februar 1608 übernahm Hauprich Bauer die Mühle, er wird aber schon 1594 als „unser Müller“ bezeichnet. Es bestanden enge Verbindungen zur nahegelegenen Kalbsmühle, wie aus dem Taufregister zu sehen ist. Hauprichs Frau heiratete nach dem Tod ihres Mannes einen Velten Pollenbach. Der Vater des Velten starb 1625, er stammte aus Ilbesheim und war 1580 durch Heirat nach Mauchenheim gekommen. Otilia, die Tochter des Hauprich Bauer, heiratete 1627 als Witwe Peter Stengel, der nur kurze Zeit als Müller tätig war, da er verstarb. So kam durch die Heirat der Witwe im Jahr 1632 Caspar Holtzmann, der vorher in der Kalbsmühle tätig war, in die Alexandermühle. Ihre Tochter Susanne heiratete 1654 einen Henrich Sticher, der die Mühle 1660 übernahm. Er war der Sohn von Gerhard Sticher, der in der Mühle wohnte und arbeitete, denn er schuldete 1660 dem Kloster Sion die Pacht.

1661 geht die Mühle an Sebastian Stengel, Sohn des Peter Stengel, und an dessen Halbschwester Susanna Holtzmann, Heinrich Stichers Frau, über, die sie am 25.6.1661 an den aus den Niederlanden stammenden Jean von der Awen verkaufte. Er wird Erbbeständer der Mühle, Heinrich Sticher hatte die Mühle heruntergewirtschaftet. 1662 klagte Gerhard Sticher, der nach Oberwiesen gezogen war, für seinen Sohn Henrich, gewesener Müller, gegen Jean von der Awen wegen Nichterfüllung der Bedingungen. Jean von der Awen musste die gesamte Schuldenlast der Mühle tragen, außerdem hatte er die völlig verwahrloste Mühle wiederherzustellen. Er bat deshalb um Erlass der Abgaben, weil er das Geld für seine Kindlein brauche; diese Bitte wurde ihm ein Jahr gewährt. 1666 starben er und seine Frau an der Pest.

Armin Mosis in der Anhäusser Mühle

Eine Tochter des Jean von der Awen, Maria, heiratete den Sohn des Valentin Jung aus Offenheim, der als Müller in die Mühle einzieht. Im September des gleichen Jahres starb auch er an der Pest. Im Januar 1667 heiratete die Witwe einen Franz Schäffer, der fortan Klostermüller genannt wurde. 1672 wurde die Mühle durch einen Brand zerstört, als nur die Kinder im Hause waren; die Familie zog als Hofmann auf den Ebersfelder Hof.

Danach zog Peter von der Awen von Alzey in die 1675 ersteigerte Mühle. Er war bekannt als Churpfälzischer Hühnerfänger und Jäger sowie als Schaffner des Klosters Sion. Er wollte mit dem Geld seiner Frau Gertrud die Mühle wieder aufbauen. Er sagte später, er habe das gesamte Heiratsgütlein in die Mühle gesteckt. Obwohl er einige zinsfreie Jahre bei der geistlichen Güterverwaltung erwirken konnte, war die Mühle 1778 noch nicht aufgebaut; ja noch 1786 versprach er, bei Freunden in den Niederlanden Geld zum Aufbau der Mühle zu beschaffen.

Doch erst sein Schwiegersohn Johann Wendel Anhäuser, verheiratet mit Sibylla, der Tochter des Peter von der Awen, konnte 1715 die Mühle vollständig erneuern. Johann Wendel Anhäuser war Bäcker, Müllermeister und Begründer der Mauchenheimer Linie der Anhäuser. Er stammte aus Bad Kreuznach und war Sohn eines Gastwirtes und Bäckermeisters. Von nun an blieb die Mühle in Besitz der Familie.

Ich danke Herrn Pfarrer Paul Karmann
Armin Mosis, Mauchenheim

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